Prostitution 2020 – Die Impertinenz der Frau MdB Leni Breymaier
Ich mache mir die Welt, wie sie mit gefällt?
Zu Weihnachten, dem Fest der Liebe und Besinnlichkeit, erwartet man eigentlich kein offenes Streitgespräch zum Thema „Prostitution“. Passt einfach nicht zu Gans, Glühwein und Weihnachtsbaum! Dennoch fanden wir in der Weihnachtsausgabe der „TAZ“ ein beachtliches doppelseitiges Interview der Journalistin Patricia Hecht, die zwei Bundestagsabgeordnete zum Thema „Prostitution“ befragte und dabei in ein Haifischbecken geriet. Wer der Raubfisch ist, möge jede und jeder selbst entscheiden! Bevor man meine „Kritik“ oder besser „meine Analyse“ zum Artikel liest, sollte man sich den Artikel, der zum Glück „frei lesbar“ ist, vorher unbedingt zu Gemüte führen, ihn für den privaten Gebrauch ausdrucken und notfalls an die Wand hängen. Der Artikel ist ein komprimiertes Sittengemälde, das polarisiert und gleichzeitig verdeutlich, wie man als „öffentliche Person“ mit „Impertinenz“ Akzente setzen möchte, wie man vorhandene Fakten leugnet und wie man die eigene „persönliche Wahrheit“ populistisch instrumentalisiert.
Den TAZ-Artikel, mit dem ich mich beschäftige, finden Sie / findet Ihr hier:
https://taz.de/Streitgespraech-Prostitution/!5735935/
„Es gibt nicht mal genügend Bettwäsche“?
Huch, Frau Breymaier hat die geschätzten 2.000 Bordellbetriebe in Deutschland besucht und eine Bestandsaufnahme gemacht? Dummerweise sind die Betriebe ja momentan wegen „Corona“ geschlossen und Bettwäsche wird gerade gar nicht benötigt. Außerdem war die Abgeordnete weder jetzt noch früher vor Ort, sondern bezieht ihr „Fachwissen“, wie man im Interview liest, aus „Freierforen“, wo ich persönlich noch nie etwas über Bettwäsche gelesen habe. Welcher Freier interessiert sich auch für sowas?
„Sexarbeiterinnen sind Superspreader“?
Man hat, was die Abgeordnete Breymaier im Interview auch einräumt, solche „Superspreader“ bislang im Bereich der Sexarbeit nicht gefunden, aber das hängt wohl damit zusammen, dass durch Corona „alles“ zu ist. Dabei übersieht Breymaier, das Sexarbeit in vielen Bundesländern gar nicht verboten ist und durchaus intensiv stattfindet und zwar oft in den „Graubereichen“, wo die Hygiene und der Schutz, anders als in den darauf vorbereiteten Bordellbetrieben, nicht gewährleistet werden kann. Wenn man die Logik bemüht, müsste doch das „Superspreading“ gerade jetzt erfolgen! Tut es aber nicht! Frau Breymaiers „gesunder Menschenverstand“ scheint wohl nicht zu funktionieren!
„Frauen bedienen 20, 30 Freier am Tag“
In geschlossenen Bordellen werden gerade gar keine Freier bedient und selbst zu „normalen Zeiten“ sind diese Zahlen ein ziemlicher Schwachsinn. Jede und jeder, die bzw. der sich in der Branche auskennt, weiß, dass die Geschäfte schon seit langem rückläufig sind. In kleineren Betrieben ist man froh, wenn man als Dame täglich 5 gute Kunden hat, im teuren Escort sind es alle paar Tage ein Kunde und selbst in den „preiswerten Laufhäusern“ liegt man nicht pausenlos auf der Matte. Die „Richtwerte“ der Frau Breymaier scheinen auch hier „Studien“ zu entstammen, die nie veröffentlicht wurden! Es ist immer sehr bedenklich, wenn „Blinde von der Farbe“ reden und es damit zum „Innungsmeister der Anstreicher“ bringen. So transparent „des Kaisers neue Kleider“ sind, so durchsichtig sind die Breymaierschen Argumentationsketten. Noch nicht mal „warme Luft“, sondern unappetitliche stinkende Verbal-Flatulenz!
„Wir haben es mit einem hochkriminellen Milieu zu tun!“ – „Das ist die Mehrheit!“
Die ganze Branche, zumindest aber die Mehrheit, ist kriminell? Natürlich kann man einzelne schwarze Schafe nicht leugnen und die diesbezüglichen Berichte der Massenmedien sind stets plakativ und medienwirksam. Niemand interessiert sich für 1990 gut geführte Betriebe auf „familiärem Niveau“. 10 böse Buben reichen aus, um einen Eindruck zu vermitteln, der eben nicht „normal“ ist und bei dem der Begriff „Mehrheit“ albern erscheint! Alle seriösen Betreiberinnen und Betreiber positionieren sich gegen Menschenhandel, Zuhälterei und Gewaltdelikte, werden aber von Frau Breymaier völlig zu Unrecht „kollektiv beschuldigt“, kriminell zu arbeiten! Wenn den Begriff „Mehrheit“ mathematisch betrachtet, müssten über 50% der deutschen Betreiberinnen und Betreiber folglich „Verbrecher“ sein. Irrsinn und eine absolute Unverschämtheit!
Das „Deutsche Institut für Menschenrechte“ stellte „empirisch“ fest, dass Prostitution nicht nur von Gewalt geprägt ist und auch die Beratungsstellen der Sexarbeit gehen von einem Großteil „selbstbestimmer Sexarbeit“ aus. Aber dass ist Frau Breymaier doch völlig wurscht!
Die SPD-Abgeordnete weiß es natürlich besser, weil Sie eben als „Geheimagentin“ in düsteren „Freier-Foren“ unterwegs ist, schon mal mit „Aussteigerinnen“ und der „Kripo“ gesprochen hat, aber wahrscheinlich keinen einzigen Betrieb von innen kennt? Sie ist also im Gegensatz zu Frau Pantel von der CDU gar nicht an der „Front“ aktiv, sondern bezieht ihre Informationen über ein „Stille-Post-System“? Ohne Hemmungen gibt Frau Breymaier zu, „alles über einen Kamm zu scheren“! Dass dabei „komische Frisuren“ herauskommen ist ja kein Wunder, wobei sich die Frage stellt, mit welchem Recht die uninformierte Dame überhaupt „die Schere führt“? Impertinent, anmaßend und irgendwie krankhaft! Es hat den Anschein, als hätte die Dame Lehrstunden in Amerika genommen, wo man gerne Fakten durch merkwürdige Behauptungen ersetzt und dafür auch noch den Beifall der Unwissenden erntet! Brüllen statt argumentieren? Klappt nicht und macht einsam!
„In den Saubermannbordellen regieren die Rockerbanden!“
Liebe Frau Breymaier, auch hier geht die Fantasie mit Ihnen durch. Ich habe im Rahmen meiner Beratungsdienstleistungen in den vergangenen Jahren über 500 Betriebe von groß bis klein besucht und bin dabei nicht in einem Fall auf die „Banden“ getroffen. Seit der Einführung des ProstSchG funktionieren die verwegenen „Modelle der alten Zeit“ nicht mehr, da die Ordnungsbehörden gerade bei Großbetrieben, die früher schon mal von „Organisationen“ betrieben wurden, mehr als genau hinschauen. Die Gefahr in den sogenannten „Graubereichen“ geht heute nicht mehr von den konzessionierten Betrieben aus, sondern von „kleinsten osteuropäischen Familien“, die es mit Recht und Gesetz nicht so genau nehmen und die Gesellschaft mit komischen Angeboten „penetrieren“. Die legalen Bordell-Betreiberinnen und -Betreiber tun dies nicht, sondern halten sich in der Regel an Recht und Ordnung! Wenn man so verfährt, ist man „Saubermann“ und holt sich sicher nicht irgendwelche „Rockerbanden“ ins Haus, die den Betrieb gefährden. Ihre Denkweise bezieht sich auf Umstände, die Jahrzehnte zurück liegen! Sprechen Sie doch einmal mit dem BKA oder den Landesbehörden! Aber Vorsicht: könnte ihr Weltbild zerstören!
„Das ist die Überheblichkeit der Schreibtischtäterin! Die Frau soll die Beine breit machen, 30-mal am Tag! Aber die taz bleibt seit 20 Jahren in ihrem Bunker. Sie sind so was von unfeministisch, das ist überhaupt nicht auszuhalten.“
Eine Journalistin, die intensiv in der Szene unterwegs ist, und sich somit zwangsläufig „auskennt“, wird als „Schreibtischtäterin“ angegriffen! Die wahre „Schreibtischtäterin“ ist aber Frau Breymaier, die auf ihrem selbst aufgestellten „hohen Ross“ sitzt und sich nicht einmal die Mühe macht eigene „Fakten“ vor der Tür zu sammeln. Was für eine Eselei? „Nicht auszuhalten“ ist für mich einzig und allein das faktenleugnende Gewäsch der Frau B. Die Strategie „Alle sind doof, nur ich nicht!“ geht bei Bildungsbürgern nicht auf! Ob Sie überhaupt zu den „Bildungsbürgern“ zählen? Benehmen haben Sie jedenfalls nur sehr eingeschränkt!
„Sie sind von der Lobby bearbeitet worden!“
Wurde Frau Pantel am Ende von „üblen marodierenden Banden“ bedroht, fuhren Motorradbanden vor ihrem Wahlkreis-Büro im Korso vorbei oder brachten „Unterhändler“ Spenden für den Wahlkampf vorbei? Kann es nicht einfach sein, dass man eine „Meinung“ entwickelt, in dem man mit der Branche spricht und sich ein eigenes Bild macht? Dafür unsachlich kritisiert zu werden, entspricht sicher nicht den Gepflogenheiten im Parlament, es ist eine „Flegelhaftigkeit“ einer Dame, die auch für Ihre Partei nur noch in der „Hinterbank“ erträglich sein wird. Wer sich „so“ verkauft, hat die Karriere sicher hinter sich. Politik lebt vom Dialog und von Kompromissen, nicht aber von „Fake-News“ und unwahren Behauptungen. Wahrheit bleibt Wahrheit und Lüge bleibt Lüge! So einfach ist das! Liebe Frau Breymaier, tauschen Sie sich doch bei Gelegenheit einmal mit der klugen und gebildeten Christine Lamprecht aus, die sich als Politikerin und Bundesjustizministerin mit dem Thema Prostitution auch eingehend beschäftigt hat. Vielleicht bekommt Frau Lamprecht von Ihnen den Respekt, den Sie gegenüber Frau Pantel deutlich vermissen lassen? Wer bekommt überhaupt von Ihnen Respekt?
„Frau Breymaier, sprechen Sie denn überhaupt mit Frauen in der Sexarbeit?“ Breymaier: „Ich rede mit denen, die aussteigen wollen. Bei den anderen weiß ich sowieso, dass sie mir vorgeführt werden.“
Was? Die Vorauswahl der Gesprächspartnerinnen bestimmt das Ergebnis! So gelangt Frau Breymaier also an ihre Fakten und „führt“ sich selbst vor! Gut so! Schlimmer kann man ja kaum argumentieren. Die „Lobbyisten“ schicken also „Vorzeigehuren“, um Frau Breymaier zu „unterwandern“. Kann nicht passieren, da sie ja keine „positiven Nachrichten“ hören will, sondern nur mit traumatisierten Leuten redet, die ihre vorgefestigte Meinung bedingungslos unterstützen. Dies wird dann auch bei der „Kripo“ so sein. Frau Breymaier, lesen Sie eigentlich ihre eigenen Texte? Ich empfinde ihre „Argumentation“ einfach nur als peinlich! Wie kann es Ihr Sisters e.V. zulassen, dass Sie sich in dieser merkwürdigen Weise „auslassen“? Man müsste sich davon eindeutig distanzieren.
Die Berufsverbände der Sexarbeit: „Die machen Lobbyarbeit! Auf dem Rücken der geknechteten Frauen. Wir werden uns einmal schämen, dass wir das zugelassen haben.“
Will Frau Breymaier jetzt gar die Berufsverbände verbieten? Den „Zentralrat der Luden“ gibt es nur als „Satire-Initiative“, die beiden großen deutschen Verbände BSD e.V. und BesD e.V. sind im Kern von Frauen geführt, die sogar „feministisch“ denken und ganz sicher keine „Lobbyisten“ für Menschenhandel, Zuhälterei und Gewalt sind. Solches auch nur im Ansatz zu unterstellen, ist absurd und widerwärtig! Frau Breymaier kennt die weiblichen Vorstände, hat mit diesen sogar schon „diskutiert“, wobei auch dies wegen fehlender „Streitkultur“ zum Scheitern verurteilt war. Wenn man die „Gegenpartei“ zu „Kriminellen“ erklärt, ist das „Miteinander“ unmöglich! Dagegen erscheinen selbst die bekannten Demagogen der AfD geradezu sympathisch! Mein Tipp: beim „Schämen“ bitte einmal vor der eigenen Tür anfangen und umgehend professionelle Hilfe suchen!
„Ich rede mit Traumatherapeutinnen.“
Ja, hoffentlich auch in eigener Sache! Dass ist zumindest sehr zu empfehlen. Es ist schön und gut, dass Sie „echten Opfern“ helfen. Dies tun bundesweit sowohl die schon erwähnten Verbände und viele Betreiberinnen und Betreiber ebenfalls! Wenn man unter Zwang gearbeitet hat oder ausgebeutet wurde, ist Therapie dringend geboten. Aber auch wenn man wirren Theorien anhängt und rechtschaffende Bürgerinnen und Bürger terrorisiert, ist eine Psychotherapie womöglich hilfreich! Selbstkritik ist möglich und bei der Reflexion hilft der erfahrene Therapeut! Sie sind vermutlich gar kein reales Monster, sondern lediglich ein Opfer Ihrer merkwürdigen Wahrnehmung? Während Frau Pantel mit „Vielen“ redet und so zu „Erkenntnissen“ gelangt, engen Sie, liebe Frau Breymaier ihren „intellektuellen Radius“ selbst ein und vertreten selbstgebraute „Thesen“, die Sie wie ein „Mantra“ wiederholen und dies in der Hoffnung, dass man Ihnen „Dinge“ glaubt, die wissenschaftlich bereits widerlegt sind und die alles andere als dem „gesunden Menschenverstand“ entsprechen. Ihr unpassender „Vortrag“ zum Thema Prostitution ist ein „Trauerspiel“ und eher „Klamotte“ als ernstzunehmendes Theater! Nicht einmal das!
Frau Breymaier, verstehen Sie überhaupt etwas von Politik? – Ihre Reputation ist in Gefahr!
Sie sind ja schon lange politisch aktiv und wurden unlängst wieder als Kandidatin für die nächste Bundestagswahl nominiert. Meinen Sie nicht, dass Ihre persönliche „Öffentlichkeitsarbeit“ einen guten Listenplatz im Bundesland verhindern wird? Man muss ja befürchten, dass Sie auch in anderen „Politikfeldern“ unreflektiert agieren? Die Bundes-SPD folgt Ihren „nordischen Bemühungen“ offensichtlich nicht, was bei „Art des Vortrags“ nun wirklich kein Wunder ist! Und es gilt ja auch das alte einfache deutsche Sprichwort:
„Wer mit Schmutz schmeißt, macht sich dreckig!
Abschließend danke ich Frau MdB Pantel für ihren Interview-Beitrag und ihre sehr differenzierte Einstellung zum schwierigen Thema, ich danke Frau MdB Breymaier für die vortrefflich „Selbst-Entlarvung“ und natürlich auch der Journalistin Patricia Hecht für ihren Mut ins „Wespennest“ zu stechen und der TAZ für die Bereitstellung der „Haifischbeckens“!
Ein herzliches nachweihnachtliches „Glück Auf!“
Ihr / Euer
Howard Chance