One night in Frankfurt: erstaunlich viel Verkehr im Bahnhofsviertel!
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“
Was schon in der Antike für die „Die Reise Urians“ (André Gide) galt, wo der namengebende Held mit seinen Gefährten von schönen liebestollen Frauen auf den chimärischen Inseln gefangen gehalten wurde, bestätigt sich auch immer wieder in der Gegenwart und bei meiner heutigen situativen Betrachtung spielt die allgemeine „Liebestollheit“ als Metapher eine geradezu herausragende Rolle.
Die Tage rund um Himmelfahrt führten mich in der vergangenen Woche mit meinem großen Reisekoffer in die hessische Metropole Frankfurt am Main. Ein Ortstermin mit einem berichterstattenden Richter in der Pfalz, eine Gerichtsverhandlung im fränkischen Schweinfurt und zwei private Treffen mit Freunden im Rhein-Main-Gebiet standen auf dem Programm. Tagsüber war ich unterwegs, abends kehrte ich stets nach Frankfurt zurück.
Als Vielreisender habe ich diverse Hotelkarten mit Bonusprogrammen in der Tasche, mit denen ich Sonderkonditionen bei namhaften Hotelketten erhalte. 4-Sterne für 50 € sind in der gegenwärtigen Situation schon mal möglich, doch diesmal verband ich meinen Aufenthalt mit einer Undercover-Recherche, bei der ich klären wollte, ob es im Frankfurter Bahnhofsviertel bezogen auf Prostitution wirklich so verwegen zugeht, wie es in Foren und Gesprächsrunden seit Monaten geschildert wird. So buchte ich über ein Hotelportal ein echtes Schnäppchen:
Bahnhofsviertel: Komfort-Einzelzimmer im 3-Sterne-Haus für 25 €
Der Frankfurter Hotellerie geht es gerade nicht gut: Übernachtungen sind nur für Geschäftsreisende erlaubt und bei jedem Check-Inn muss man diverse Formulare ausfüllen, mit denen man bestätigt geschäftlich unterwegs zu sein. Wenn man nicht, wie ich, selbständig ist, benötigt man sogar eine schriftliche Bescheinigung des Arbeitgebers, um das Zimmer beziehen zu können. Touristische Übernachtungen sind gar nicht zulässig und die Zahl der Geschäftsreisenden ist gerade sehr gering. Also quasi „Totentanz“ auf allen Fluren, wie ich es in einigen großen Business-Hotels in den vergangenen Wochen erlebte. 100 Zimmer und 5 Gäste, Notverwaltung durch einen Rezeptionisten, der nicht viel zu tun hat.
Anders die Situation in der von mir gewählten 40-Zimmer-Herberge in der Münchener Straße, wo schon bei meinem Eintreffen deutlich mehr Geschäftigkeit herrscht als in den Business-Hotels in erster und zweiter Reihe. Neben dem freundlichen Portier, der weder meinen Ausweis sehen will, noch nach dem geschäftlichen Zweck meines Aufenthalts fragt, sind mehrere Reinigungsdamen hektisch am Diskutieren und im Frühstücksraum sitzen in der Nachmittagsstunde Herren im Jogging-Outfit, die pausenlos telefonieren und sich einen Kaffee nach dem anderen hineingießen. Masken, die ja verbindlich vorgeschrieben sind, sehe ich keine, diese stören schließlich auch beim Kaffee-Genuss!
Ich bekomme meinen Schlüssel, den Code fürs W-Lan und ab geht es in den 5. Stock, wo mein Zimmer auf mich wartet. Komfort für nicht einmal 25 €? Das kann nicht sein. Doch, Überraschung: statt eines Einzelbetts erwartet mich ein Doppelbett in einem frisch renovierten Raum, der echten 3-Sterne-Standard bietet und auch über ein sauberes und gepflegtes Bad verfügt. Das W-Lan ist sehr schnell, ein Flachbild-Fernseher der neuesten Generation steht bereit und auch ein Kühlschrank ist vorhanden. Es gibt nichts zu meckern, ganz im Gegenteil: hier kann man gut verweilen und selbst der Schreibtisch und der dazu gehörende Stuhl haben Büro-Qualität. 2 Gratis-Drinks stehen auf dem Tisch. Passt! Etwas verwunderlich finde ich die große Anzahl von Handtüchern, die im Badezimmer vorhanden sind. Mehrere Sets. Naja. Wahrscheinlich eine Zwischenlagerung.
Mein erkundender Abendspaziergang im Revier
Einige Telefonate und Beantwortung von eingegangenen E-Mails. Gegen 20 Uhr war es Zeit für den Abendspaziergang und für eine kurze Visite bei „Rewe to go“. Beim Verlassen des Hotels entdeckte ich zwei Damen in etwas zu engen Leggings, die mit dem Portier diskutieren und dabei den Raum mit viel zu süßem Parfum benebelten. Neben dem Presswurst-Effekt waren auch die T-Shirts zu knapp und betonten so zusätzlich die üppigen Formen. Man sprach spanisch mit Akzent und zwinkerte mir freundlich zu. Oh, Touristinnen aus Südamerika mit zweifelhaftem Ruf! Dürfen die hier laut Corona-Verordnung übernachten?
Vor dem Hotel die übliche Hektik. Es gibt in der Nachbarschaft noch 4 oder 5 weitere kleine Hotels, ein Corona-Test-Station, Kioske, Döner-Stores, einen Rossmann und eine Moschee im Hinterhof. Ein Multi-Kulti-Publikum mit jeder Menge herumstehender Leute, die in Gruppen von 5 bis 10 Personen rauchend diskutieren und dabei gerne die Maske heruntergezogen haben oder überhaupt keine dabeihaben. Auch auf der Kaiserstraße, wo die Maskenpflicht täglich von 8 bis 22 Uhr plakativ ausgeschildert ist, interessiert man sich nur mäßig für die staatliche Anordnung.
Obdachlose und Drogenabhängige stolpern einem über die Füße, alle 100 m wird man von Geldsammlern belästigt und vor jedem Kiosk und jeder Eisdiele sieht man Gruppen von Gunstgewerblerinnen, die eindeutig auf Kundschaft warten. Männer mit Bierflaschen für den Vatertag in der Hand werden angesprochen, einsame Herren verstecken sich in den Ecken und selektieren das Angebot an Damen.
Bei einem bekannten geschlossenen chinesischen Massage-Salon, der sich in einem Bürohaus befindet, wird alle 5 min geklingelt. Einmal nach rechts schauen, einmal nach links und mutig läuten. Es wird nicht geöffnet, aber der Klingler wird prompt von zwei osteuropäischen Damen angesprochen, die den Vorgang beobachtet haben. Man hakt sich unter und schiebt den möglichen Kunden um die nächste Ecke, um intensiv weiter zu verhandeln.
Erotische Angebote auf der Straße
Zwischen dem sogenannten Kaisersack und dem vielleicht 300 m entfernten Eiscafé Richtung City zähle ich mehr als 50 Damen, die eindeutig der Prostitution nachgehen. In den Nebenstraßen dürften es noch einmal so viele sein. Solo-Workerinnen, aber auch Teams mit 2 bis 5 Ladies sind am Start. Jede Nische ist besetzt, jeder Hauseingang wird genutzt und dazu hört man ein beständiges Palaver. Auffällig sind auch Gruppen von osteuropäischen Herren, die Kaffee oder Bier in der Hand haben und mit etwas Abstand beobachten, was die Frauen der gleichen Nationalität so treiben. Es wird gewunken und gestikuliert, man kennt sich.
Die ständig vorbeifahrenden Fahrzeuge von Polizei und Ordnungsamt, deren Aufgabe es wäre, die viel zu großen Ansammlungen gemäß der Corona-Verordnung aufzulösen, finden keine Beachtung. Warum denn auch? Hunderte von Leuten kann man weder gleichzeitig noch nacheinander ermahnen, zumal sich die Szenerie ständig ändert. Die anwesenden Personen befinden sich zudem ständig in Bewegung und es macht den Eindruck, als hätte man sich irgendwie miteinander arrangiert. Corona hin, Corona her. Egal!
Nach meinem Einkauf im „Rewe-to-go“ erwischt auch mich die erste charmante Attacke. Eine üppige Dame rempelt mich seitwärts versehentlich an, entschuldigt sich und erkundigt sich nach meinem Befinden und nach meinem Beziehungsstatus. „So allein, junger Mann. Bisschen Spaß?“ 50 Euro soll der kleine Spaß kosten, der große Stundenspaß soll mit 100 Euro entlohnt werden und dazu sei noch ein Zimmer zu zahlen, dass sich in der Nähe meines Hotels befinden soll. Noch eine Freundin dazu für den flotten 3-er? Auch kein Problem und schon wird eine zusätzliche Dame herangewinkt. Ganze Nacht? Bevor es zu weiteren Missverständnissen kommt, drehe ich dankend ab und laufe zurück Richtung Münchener Straße, wobei sich zeitweilig zwei andere Damen an meine Fersen heften, um womöglich ein neuerliches Vorstellungs-Gespräch zu führen. Unauffällig geht anders.
Mein erotischer Hunger hält sich in Grenzen
Als ich bei einem Döner-Grill eine Hähnchenbox bestelle, kommt die Anmache von Steuerbord: „Oh, wie geht’s? Hast Du Hunger?“ Habe ich vermutlich, sonst würde ich ja nichts bestellt haben. „Bist Du von hier?“ „Nein“ „Bisschen Spaß?“ Als ich verneine, bin ich die Damen erst mal los, treffe diese aber wenig später genau vor meinem Hotel wieder. Sie sind in ein Gespräch mit zwei stark angetrunkenen Herren verwickelt, denen offensichtlich „nach Spaß“ ist und die sodann gemeinsam mit den Damen ins Hotel wanken und dabei bereits mit unsittlichem „Grabschen“ begonnen haben. Bloß keine Zeit verlieren!
Der Portier gibt 2 Schlüssel aus und treibt die Gruppe zur Eile an: raus aus dem Eingang und schnell in den Aufzug, damit die diskrete Atmosphäre des Hauses gewahrt bleibt. Dass zwei kleine Scheine den Besitzer wechseln, soll nicht verschwiegen werden. Auch ein Portier muss leben! Frech wie ich nun einmal bin, flötete ich im Vorbeigehen kurz „Fremdenverkehr“ in Richtung Rezeption, was der nette Herr mit Wurzeln auf dem Balkan sofort verstand. Mit breitem Grinsen meinte er: „Jasmin. Zimmer 627. Gute Freundin“. Das war vermutlich eine Empfehlung und ich als Hotelgast muss vermutlich keine zusätzliche Zimmer-Erotik-Gebühr bezahlen? Haha, auch noch Geld gespart.
Gezielte Anmache im schmalen Aufzug
Im Aufzug begegne ich dann einer weiteren Lady, die gerade ins Haus gehuscht ist und einen großen Pizza-Karton in der Hand hat. Sie bietet mir Pizza an und regt an, den von mir mitgeführten „Äppler“ gemeinsam zu verkosten. „Erst Trinken, dann Sex“. Sie grinst, hat aber mit meiner abschlägigen Antwort nicht gerechnet. „Du keine Geld?“ „Doch, aber will ich behalten.“ „Mi amor. 301. Klopfen.“ Alles klar, ich bin nun für den Notfall eingewiesen, bevorzuge es aber den Abend allein zu verbringen. Auch in Etage 5, wo ich aussteige, ist es nicht so ruhig wie zuvor. Vor dem Aufzug steht ein Herr mit Blaumann und Bierflasche, der keine Maske trägt und orientierungslos wirkt. 2-Promille-Syndrom.
Er sucht etwas, hat etwas verloren und vermutet, dass ich sein Problem lösen kann. Er rappelt an verschiedenen Türen, schimpft mit sich selbst und verunsichert einen älteren Herrn, der seine Zimmertür öffnet, den nackten Oberkörper kurz herausschiebt und sogleich von einer Damenstimme zurückgerufen wird. „Mi amor!“. Der blaue Blaumann dreht ab, rennt mich dabei fast über den Haufen, verschwindet im Treppenhaus und stolpert dann mit Schwung die Treppen hinunter. Ein Rumpeln verdeutlicht, dass es im Zwischengeschoß einen Einschlag gab, aber das war nun wirklich nicht mein Thema.
In meinem Zimmer höre ich bei geöffnetem Fenster angeregte Gespräche von nebenan. Der „nackte Oberkörper“ war am jammern. Ihm waren wohl die Taler ausgegangen und dies fand seine „Gespielin“ auf Zeit nicht witzig. Erst Liebe und dann zahlen? Das kann gewaltig schiefgehen! Ich hörte „EC-Automat“ und „Bank“. Wenig später verließ das Duo das Zimmer und wart nicht mehr gesehen. Dafür erregte ein fliegender Pizza-Karton und ein ausgeleerter Aschenbecher meine Aufmerksamkeit. Diese Artikel flogen nebst einiger benutzter Kondome an meinem Fenster vorbei Richtung Basement. Ägyptische Müllentsorgung wie in Kairo!
Mäßige Einhaltung der Ausgangsbeschränkung im Viertel
Nach Verzehr meines Wellness-Salats zeigte die Uhr 21.45. Zeit für einen 2. Rundgang, schließlich ist ja ab 22 Uhr Ausgangssperre und diese gilt natürlich auch im Bahnhofsviertel. Also Haare kämen, FFP-2-Maske auf und ab „uff de Gass“. Gesagt, getan. An der Rezeption wieder munteres Treiben. Auffällige Damen, die, von ihren jugendlich wirkenden Managern begleitet, einchecken. Schichtende. Gleich 4 Duos und Damen, die ich bis dahin noch nicht gesehen hatte. Nicht die üblichen osteuropäischen Familien, sondern Latinas mit Freund?
Auch vor den Nachbar-Hotels ähnliche Szenen: man rückt von der Straße aus ein und dabei wird offensichtlich, dass die privaten Sexworkerinnen wohl in den Hotels wohnen und ihre Arbeit mit dauerhafter Unterkunft verbinden. Die beobachteten Hotels sind die „Eros-Center“ der Corona-Zeit und Geschäftsleute wie ich werden lediglich zur Tarnung beherbergt!
Die Kaiserstraße ist um 22 Uhr bereits relativ leer. Nur noch einzelne Nachtschwärmer sind nach Schließung der Kioske zu sehen, dazu die üblichen Viertel-Bewohner, die im Park und um den Karlsplatz herum nächtigen. Die Polizeiautos fahren auf und ab, unternehmen aber sonst nichts. Vereinzelt sind noch Damen zu erspähen, die sich hinter Bäumen verstecken oder aber in Fahrzeugen mit ausländischen Kennzeichen sitzen. Hier und da ein Schreihals, einige Besoffene, die den Weg nicht finden, aber absolut keine Party-Atmosphäre wie in normalen Zeiten. Also zurück zum Hotel und zwar auf direktem Weg. Das Personal hat gewechselt. Den Nachtportier habe ich noch nicht gesehen und er ist zunächst sehr misstrauisch, als ich eintrete. „Ihre Zimmernummer? – Hotelgast?“ – Nachdem ich den Schlüssel vorgezeigt habe und er meinen Namen im Computer gecheckt hat, wird er entspannter und erzählt mir von einem Notarzt-Einsatz. Ein betrunkener „Kunde“ sei im Treppenhaus gestürzt und habe sich dabei das Bein gebrochen. „Nur noch Theater!“.
Im Gespräch berichtete er mir von den „Zuständen“ im Haus. Er sei 70 Jahre alt und seit 10 Jahren als Nachtportier im Haus tätig. Die weiblichen Hotelgäste (er sagte „Nutten“) würden seit über einem Jahr das Überleben des Hauses sichern, normale Gäste gebe es kaum, dafür aber jede Menge „Puff-Schleicher“, die den Eingang belagern würden.
Um die 10 Damen würden im Haus dauerhaft und in Begleitung wohnen. Dazu käme mindestens die gleiche Anzahl von „Tagesgästinnen“, die für einen Obolus von 25 € pro halbe Stunde ein Zimmer wie in einer „Steige“ anmieten würden. Aufzeichnung und Einhaltung der Corona-Regeln = Fehlanzeige!
Als Mann vom alten Schlag würde er am liebsten kündigen, aber seine wirtschaftliche Situation lasse dies nicht zu. Verständlich. Ihm ist das muntere Treiben einfach zu viel. Es geht ihm zunehmend auf die Nerven. Warum er mir dies erzählt? Frust und allgemeiner Redebedarf vermutlich. Der Chef darf dies wohl nicht erfahren.
Ein stillschweigendes Agreement mit den Behörden? – Gesetze gelten nicht?
Betrunkene gestürzte Gäste, die streng genommen gar nicht im Haus sein dürfen, kann man dem Rettungsdienst schlecht erklären, aber Einsätze von Ordnungsamt und Polizei sind trotzdem äußerst selten. Nachforschungen bezüglich Prostitution hat es angeblich in den vergangenen 12 Monaten nicht gegeben, obwohl man schon beim Vorbeifahren sehen kann, was hinter der Fassade abgeht.
Man hat das neue Geschäftsmodell schleichend eingeführt und das nicht nur in einem Hotel, sondern in „ganz vielen“ (Zitat). Zwischen den Hotelbesitzern gibt es sogar eine gewisse „Solidarität“, man warnt sich gegenseitig vor „windigen Mieterinnen“ und vor „Razzien“. Auch eine Art Sicherheitsdienst gibt es wohl und dieser besteht in der Regel aus den „Managern“ der Damen, die sich untereinander kennen und den ganzen Tag über in der Nähe abhängen.
Der direkte Empfang im Zimmer ist von den Häusern untersagt. Man muss die Kunden auf der Straße einfangen oder diese telefonisch in die Nähe lotsen. Direkt vor dem Hotel wird nicht gekobert, diese Aktivitäten finden einen Block weiter statt. So schützt man das „private Eros-Center“ zumindest ein wenig, wenn dieser Schutz überhaupt nötig ist?
Ein direktes Agreement mit den Behörden gibt es zwar nicht, aber eine spürbare Inaktivität kann trotzdem vermeldet werden. Wenn keine konkrete Anzeige erfolgt und niemand gerade tot im Bett liegt, passiert nach Aussagen des Portiers gar nichts.
Politische Anweisungen zur Duldung sind nur bedingt denkbar, aber das Verhalten der Ordnungsbehörden irritiert zunehmend! Die offiziellen Erotik-Betriebe sind seit über einem Jahr geschlossen, die hessische Politik sieht in der „offiziellen Prostitutionsausübung“ ein hohes Corona-Infektions-Risiko. Gleichzeitig duldet man in Frankfurt am Main den vermutlich größten Straßenstrich Deutschlands und „erlaubt“ es indirekt Beherbergungsbetrieben gegen jegliche „Corona-Regeln“ und gegen die gültige Sperrgebiets-Verordnung zu verstoßen.
Dass Escort-Damen mit ihren Gästen schon einmal Hotelzimmer für ein Schäferstündchen im Sperrgebiet zweckentfremden, ist die eine Sache. Wenn die Prostitution aber organisiert wird und die jeweilige Hotelleitung dabei zielführend mitwirkt, sind die Grenzen der Toleranz deutlich überschritten. Eindeutige Hinweise aus dem Viertel wurden nicht verwertet und die berühmte „3-Affen-Strategie: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen!“ scheint in der Banken-Metropole trefflich zu funktionieren.
Das „Prostituiertenschutzgesetz“ ist unter Corona scheinbar außer Kraft gesetzt und auch die „Corona-Verordnungen“ werden nicht umgesetzt, wenn man einen solchen Schmelztiegel wie das Bahnhofsviertel nach eigenen Gesetzen handeln lässt. Wenn sich dann, aus Versehen, ein Hotspot entwickeln sollte, ist das Geschreie vermutlich groß.
Das Erotik-Geschäft am Frankfurter Bahnhof floriert, die „prostitutive Graukultur“ bekommt täglich Nährboden und die geprüften Betreiberinnen und Betreiber, denen die Öffnung ihrer Häuser nach wie vor verboten sind, wundern sich ebenso wie die interessierten Betrachter über den unregulierten „Verkehr“, bei dem Gesetze und Verordnungen nicht gelten.
Was kann und muss in Hessen unbedingt verbessert werden?
Hessen ist neben Mecklenburg-Vorpommern das einzige Bundesland, wo die Prostitutions-stätten seit 14 Monaten durchgehend geschlossen sind. Alle Öffnungsschritte der anderen 14 Bundesländer wurden nicht vollzogen. Interessant ist, dass vermutlich ein Drittel der Prostitution nur in der Metropole Frankfurt stattfindet. Eine höhere Laufhaus-Dichte gibt es bundesweit nicht. Die Schließung der markanten Frankfurter Betriebe hat Symbolcharakter und dies sicher auch über die Landesgrenze hinaus.
Merkwürdigerweise ist man nur bei den offiziell genehmigten Betrieben streng und konsequent. Vor der „Bundesnotbremse“ wurde Escort akzeptiert, Haus- und Hotelbesuche waren kein Problem und selbst die völlig absurden und bekannten Zustände am Bahnhof wurden selbst unter der Notbremse nicht einmal ansatzweise unterbunden. Die verbotene „Parallelwelt“ wurde inzwischen zur Normalität und es wird vermutlich lange dauern, bis die frühere geordnete Struktur wieder hergestellt werden kann.
Es bleibt zu hoffen, dass sich Hessen bei den bundesweit demnächst anstehenden Lockerungen für die „Vernunft“ entscheidet und nicht weiter Zustände konserviert, die nicht weiter tolerabel sind.
Ihr / Euer Howard Chance
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