Prostitution 2020 – Zukunft Rotlicht versus Sexkaufverbot
Während die Betreiberinnen und Betreiber in den vergangenen Wochen für die Öffnung ihrer Betriebe gekämpft haben und dabei einen enormen Stress erlebten, hat sich in Deutschland bereits seit Beginn der Pandemie eine neue breite Front von Prostitutionsgegnerinnen und – gegnern formiert, die nun nach dem Motto „die Gelegenheit ist günstig“ versuchen ihrer politischen Forderung nach einem „Sexkaufverbot“ in Deutschland nach dem „Nordischen Modell“ Nachdruck zu verleihen. Ein Angriff macht nach den Regeln der „Kriegskunst“ immer dann Sinn, wenn der Gegner angeschlagen oder abgelenkt ist, was ja in unserer Branche in den vergangenen 6 Monaten der Fall war.
„Wenn die Puffs schon zu sind, können sie es doch auch bleiben! – Easy!“
Eine bessere Ausgangslage gab es nun mal nicht und die „Gegenseite“ bedauerte sehr, als Gerichte Schließungen für unverhältnismäßig erklärten. In 12 Bundesländern ist die unsinnige Hoffnung auf eine „dauerhafte Schließung“ vom Tisch! – Wie ärgerlich für die Agitatoren, deren „platte Strategie“ nicht erfolgsversprechend sein konnte. „Corona“ als Argument für ein „Sexkaufverbot“ zu missbrauchen, ist ziemlich peinlich und durchschaubar.
Bündnistagung Nordisches Modell – Sexkaufgegner mit Herbstkonferenz in Bonn
Am kommenden Wochenende, 26. und 27. September 2020, findet in Bonn eine Zusammenkunft der besonderen Art statt: Prostitutions-Gegnerinnen und -Gegner versammeln sich in der „Gustav-Stresemann-Akademie“ zu Bonn, um unter dem neuerlich platten Motto „Die Zeit für das Nordische Modell in Deutschland ist gekommen“.
Die Konferenz will diesmal, so entnehme ich es zumindest der vorliegenden öffentlichen Veranstaltungsankündigung, keine „alten Klischees“ aufwärmen, sondern diesmal konkret „zur Sache“ kommen. Es geht um Vernetzung und um die Vorbereitung einer gemeinsamen Strategie. „Synergien“ sollen entstehen, um der Bundesregierung am 5. Oktober 2020 an einem „Internationalen Tag gegen Prostitution“ einen Forderungskatalog vorzulegen. Am 5. Oktober soll dazu in Berlin eine Pressekonferenz stattfinden und diesen Termin sollte sich unsere Branche vormerken, um selbst auch aktiv zu werden!
Beim Betrachten der Tagungs-Agenda fällt auf, dass die „Workshop-Phasen“ zeitlich kaum ins Gewicht fallen: 195 Minuten Working und 2 Stunden Abendessen, eine „Brandrede“ und am Sonntag ein Kurzauftritt von Alice Schwarzer, die unter der Überschrift „Wir schaffen das!“ den bekannten Slogan von Angela Merkel „adoptiert“. Ideenloser geht es wohl kaum, liebe Alice. Die Agenda wirkt insgesamt etwas „blutarm“ und kommt weder „akademisch“ noch „zündend“ rüber. Dies mag aber an den Rudelführern liegen, die für mich einfach nicht „sympathisch“ oder „emphatisch“ sind und denen man auch thematisch auch nur schwer folgen kann. Wahrer Kampf sieht sicher anders auf und ich habe den Eindruck, dass der „Selbstzweck“ dominiert. Die auftretenden Politiker(innen) sind keine politischen „Alphatiere“, sondern sitzen eher in den hinteren Reihen des Parlaments. Wurde „Radi-Karl“ Lauterbach nicht eingeladen? – Oder: wollte er „wegen Corona“ nicht?
Freies Land – Freie Bürger – Freie Meinungsäußerung
Unser Staat garantiert uns Meinungsfreiheit, „Anders- und Querdenken“ muss akzeptiert werden, auch wenn es manchmal schwerfällt! – Diese Regel muss natürlich im vorliegenden Fall für beide Seiten gelten. Es ist allerdings sehr schwer eine Kampagne „Pro Sexarbeit“ als „Gegenstück“ zu etablieren. Der Bürger hört halt lieber die Geschichten von „genereller Zwangsprostitution“, von „Ausbeutung“, von „üblen Zuhältern“ und „Menschenhandel“, die den Staat zum „Handeln zwingen müssen“, als die Schilderungen von „freiwilliger Sexarbeit“ und „selbstbestimmtem Handeln“. Mit „Sex and Crime“ kommt man in die „Bild“; mit „Normalität“ eher nicht!
Was macht die Branche nun, um dem Sexkaufverbot zu begegnen?
Am Samstag wird es in Bonn Aktionen zweier Verbände geben. Wie diese aussehen werden, ist noch „geheim“. Ich selbst werde am Samstag auch vor Ort sein und mich im Rahmen meiner Möglichkeiten einbringen. Generell wird es notwendig sein die Themen „Sexkaufverbot“ und „Restriktionen in der Sexarbeit“ auf die gemeinsame Agenda zu heben. Diesbezüglich sollten auch wir ein „Treffen von Spitzenvertretern der Branche“ zeitnah organisieren und unsere „alternativen Thesen“ unbedingt auch in Berlin vorstellen … am 5. Oktober 2020?
Für heute grüßt aus Düsseldorf
Howard Chance