Prostitution 2018 – Nachruf – Meinhard Starostik am 12. Juni 2018 verstorben
Der Verfasser der Verfassungsbeschwerde gegen das Prostituiertenschutzgesetz ist tot
Heute morgen erreichte mich die mehr als traurige Nachricht, dass der Rechtsanwalt und Verfassungsrichter des Landes Berlin, Herr Meinhard Starostik nach schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren verstorben ist. Das Aktionsbündnis „digitalcourage.de“ würdigt den „Freund und Mitstreiter“ mit einem Nachruf unter der Überschrift
„Die Ohnmächtigen gegen die Mächtigen vertreten“
einen Nachruf, den ich nachfolgend im kompletten Wortlaut zitiere:
„Unser Freund und Mitstreiter Meinhard Starostik hat sich bis zum letztem Atemzug für Grundrechte eingesetzt. Er war Verfassungsrichter des Landes Berlin und hat als Rechtsanwalt mehrere Verfassungsbeschwerden vor dem Bundesverfassungsgericht (z.B. 2010 und 2016 gegen die Vorratsdatenspeicherung, gegen die Bestandsdatenauskunft, gegen Videoüberwachung, gegen ELENA) vertreten. So hat er das erste Gesetz zur verdachtslosen Vorratsdatenspeicherung zu Fall gebracht. Er ist gegen die Protokollierung des Surfverhaltens anhand von IP-Adressen und gegen die Geheimhaltung gerichtlicher Schriftsätze bis vor den Europäischen Gerichtshof gezogen. Auch hat er sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen eingesetzt und mit der Verwertungsgesellschaft C3S eine Alternative zur Gema aufgebaut. Jüngst gründete er die pEp-Genossenschaft, die Werkzeuge für einfache Verschlüsselung unterstützen soll.“
Meinhard Starostik sagte zu seiner Arbeit: „Es ist eigentlich immer mein Thema gewesen, die Ohnmächtigen gegen die Mächtigen zu vertreten. Dass die technische Revolution des Internets, die ja unser aller Leben völlig umgestaltet, eben auch dazu führt, dass alte Überwachungswahnvorstellungen hochkommen und uns tatsächlich bedrohen in unserer Freiheit. Also ich sehe die größten Gefahren für die persönliche Freiheit darin, dass wir hinter unserem Rücken überwacht, ausspioniert und manipuliert werden können.“
„Meinhard Starostik hat sich um die Freiheitsrechte verdient gemacht. Durch seine freundliche, kompetente und stets hilfsbereite Art hat er sich allseits Respekt und Anerkennung erworben. Er wird der Bürgerrechtsbewegung sehr fehlen. Wir werden seine Arbeit weiter führen.
Digitalcourage e.V.
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung“
Ich habe Herrn Starostik nie persönlich kennengelernt, stand mit ihm aber mehrfach im Mailverkehr, als er an seinem wohl letzten großen Projekt, der Verfassungsbeschwerde gegen das „Prostituiertenschutzgesetz“ arbeitete, die inzwischen in Karlsruhe angenommen wurde! Beim Informations-Seminar bei Dona Carmen e.V, am 1. Juni 2018, fehlte Herr Starostik aus gesundheitlichen Gründen. Doch niemand hat wohl mit seinem Ableben gerechnet und die Bestürzung wird auch in der Erotikbranche groß sein! Möge Meinhard Starostik in Frieden ruhen!
Abschließend ein „prophetisches“ Gedicht von Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803):
An meinen Tischler
Macht meinen Sarg von Tannenbrettern,
Von euren dünnsten, Meister Dill,
Weil ich in Marmor nicht, gleich unsern Erdengöttern,
Zur Erde wieder werden will!
Man liegt in ihm zu lange still,
Ist guter Samen nicht, in Erden
Des guten Säemanns, ists in unfruchtbarem Stein:
Ich will, sobald ich kann, zur Erde wieder werden,
Um nützlich wieder bald zu sein!
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