Prostitution 2020 – Alter Schwede – Mission gegen die Prostitution?
Am heutigen 5. Oktober 2020 wird der „Internationale Tag gegen Prostitution“ begangen. Dies wird seit dem Jahr 2002 von Prostitutionsgegnern öffentlich begangen, um „die Aufmerksamkeit der Menschen auf das Elend zu lenken, welches aus Prostitution resultiert.“
Wer den Tag „erfunden“ oder „manifestiert“ hat, lässt sich selbst mit längerer Google-Recherche nicht mehr feststellen! – In diesem Jahr wird er jedenfalls von einem „Netzwerk“ genutzt, das es sich zur dringlichen Aufgabe gemacht hat ein „Sexkaufverbot“ nach „nordischem Modell“ in Deutschland „einzuführen“.
Sexkauf soll verboten und Freier sollen bestraft werden, während Sexworkerinnen straffrei bleiben! Betreiberinnen und Betreiber von Bordellen soll es ebenso an den Kragen gehen wie Agenturen, die erotische Dienstleistungen vermitteln. Was den „Zuhältern“ droht, die man natürlich zwangsläufig bei jeder Dame wähnt, braucht man nicht weiter auszuführen.
Nun hat sich, passend zur Corona-Zeit und den damit einhergehenden Verboten für das Sexgewerbe, eine neue „heilige Allianz“ von Prostitutionsgegnern gebildet, die die Gunst der Stunde nutzen wollten, um ihre Ziele zu erreichen.
Eile war angesagt und dies frei nach dem Motto: „wenn der Puff schon mal zu ist, kann er doch auch zu bleiben!“.
Allerdings kam der Aktionismus etwas spät, denn als vor einer Woche die große Tagung des „Bündnis Nordisches Modell“ in Bonn stattfand, waren in 12 von 16 Bundesländern die Prostitutionsstätten bereits wieder geöffnet und kurz danach öffnete auch das 13 von den 16 Bundesländern, nämlich Rheinland-Pfalz.
Dennoch wird von den sogenannten „Abolinisten“ kräftig gerührt: die Stadt Stuttgart, wo ein umfangreiches durch Corona bedingts Sexkaufverbot gilt, ist mit bunten Plakaten gepflastert. Vom Banner am Rathaus bis hin in die Schaukästen der Fußgängerzonen wird gegen Prostitution gewettert und ans schlechte Gewissen appelliert! – Interessanterweise wird diese plakative Kundgebung auch noch aus öffentlichen Töpfen (mit-)finanziert und die Stadt Stuttgart, die an Prostitution und der Bereitstellung von Räumen dafür durch Steuern mitverdient, lässt jegliche Objektivität vermissen.
Da stellt sich sehr schnell die Frage, ob das lokal verfügte „Sexkaufverbot“ wirklich wegen „Corona“ erlassen wurde oder ob man „nebenbei“ noch ganz andere Ziele verfolgt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
Heute findet in Berlin eine Pressekonferenz des „Bündnis Nordisches Modell“ in den „Nordischen Botschaften“ in Berlin statt. Nordisches Modell, Nordische Botschaft? Da dürften doch „Nordische Botschafter“ nicht weit sein und in der Tat sind die „Schweden“ mit am Start und zwar mit dem schwedischen Botschafter in Deutschland und die „Norweger“ sind gleich auch mit ihrem Botschafter vertreten.
Man will für ein merkwürdiges Modell werben, das in beiden nordischen Ländern praktiziert wird und das dazu führt, dass Prostitution im Untergrund stattfindet! Die Damen, die man schützen will, muss man dementsprechend suchen. Die Damen wollen natürlich nicht gefunden werden, da dies für ihre Kunden natürlich gefährlich ist. So ist eine Grauzone entstanden, bei der ein stetiges „Katz-und-Maus-Spiel“ stattfindet, das Zeit und Energie kostet und zudem eben gar nicht schützt!
Während in Bordellen, wie man sie in Deutschland kennt, Alarmsysteme Pflicht sind, andere Personen und Security-Leute anwesend sind, hat man in den nordischen Ländern versteckte Apartments, von denen im besten Fall niemand etwas weiß und wo die „Gefahr für Leib und Leben“ deutlich größer ist als in konzessionierten und kontrollierten Betrieben.
Trotz „Sexkaufverbot“ gibt es natürlich Prostitution und dabei spielen anonyme Dating-Apps natürlich eine große Rolle. Auch die „Hinterleute“ oder „Manager“ hat man natürlich nicht eliminiert, da diese auch im Graubereich wirken und sich den örtlichen Gepflogenheiten immer wieder neu anpassen.
Im Ergebnis sind die Zustände wahrscheinlich viel „prekärer“ als bei uns und es wäre sicher einmal interessant die Kriminalstatistiken intensiv zu vergleichen.
Mit besonders großer Logik ist die Kampagne, wie ich sie jetzt online wahrnehme, nicht gepaart! Es geht viel mehr um Aktionismus und das mit populistischen Mitteln, die mir äußerst fragwürdig erscheinen. Die Verbände der Sexarbeit werden gerne verunglimpft, der BesD e.V. wurde sogar als „Zuhälter-Lobby“ bezeichnet und die Sexworkerinnen, die ihrer Arbeit selbstbestimmt und „gerne“ nachgehen, empfiehlt man den Gang zum Psychologen, weil „Sexarbeit nicht normal ist“!
Dass auch die Sexworkerinnen, die Verbände und nahezu alle Betreiberinnen und Betreiber in Deutschland Menschenhandel und sonstigen Zwang strikt ablehnen, wird einfach nicht zur Kenntnis genommen und ein sinnvoller Dialog findet nicht statt! Statt die Realität sinnvoll zu gestalten, hastet man in Utopien und verpackt dies irgendwie „wissenschaftlich“!
Zum Glück ist die Prostitution und deren Ausübung in Deutschland durch das ProstG von 2002 und das ProstSchG von 2017 erlaubt, wenn auch unter Regeln, die zwangsläufig nicht allen behagen. Besonders das ProstSchG ist ein echtes Kompromiss-Gesetz, mit dem der Staat weitreichende Reglementierung vornehmen kann und dies auch tut.
Die staatlichen Reglementierungen sind der Preis dafür, dass Prostitution in der jetzigen Form in Deutschland stattfinden darf!
Dies darf man nicht aus dem Blick verlieren und dies ist auch eine wichtige Botschaft an die „Gegenseite“, die nun mit Hilfe der „nordischen Missionare“ auf Gesellschaft und Regierung einwirken will. In einem „fremden Land“ für ein Modell zu werben, dessen „Vorteile“ nicht ersichtlich sind, erscheint mir sehr fragwürdig und ziemlich einmalig. Man mischt sich damit in die Politik eines anderen Staates ein, was nicht dem Wesen der Diplomatie entspricht, wenn es in der Funktion des Botschafters erfolgt. Man spricht damit der Politik in Deutschland ein gewisses Misstrauen aus und missbraucht nach meiner Auffassung damit sogar den diplomatischen Status, der in der Öffentlichkeit oder in den Medien für eine verstärkte Wahrnehmung und vermeintliche Seriosität steht.
Handeln die Herren Diplomaten tatsächlich im Auftrag ihres Landes oder nutzen sie ihren Status, um „private Anliegen“ zu transportieren?
Womöglich wird die ganze Aktion auch noch aus EU-Mitteln gefördert, denn man darf nicht übersehen, dass das Thema „Prostitutionsverbot“ bereits vor Jahren auf der EU-Agenda war und Prostitution in vielen EU-Staaten nicht gern gesehen und oft auch gesetzlich verboten ist!
Wir müssen daher Augen und Ohren spitzen und schauen, was sich im Hintergrund zusammenbraut! Eine gute Absicht kann man den Gegnerinnen und Gegner sicher nicht unterstellen; andererseits ist es „politisch“ noch nicht so gefährlich, wie einige aus der Branche vermuten. Aber, was nicht ist, kann immer noch werden!
Ihr / Euer
Howard Chance