02. Juni – Internationaler Sexworker Tag – Bewegen bringt Segen!

02. Juni – Internationaler Sexworker Tag – Bewegen bringt Segen!

Der Statements zum Internationalen Tag der Sexworker gibt es viele: alle bekannten Verbände der Sexarbeit haben Veranstaltungen, Presseinfos und Mitteilungen verschickt und in den sozialen Medien publiziert. Der 50. Jahrestag der Kirchenbesetzung in Frankreich  muss in der Tat besonders bedacht werden.

Der französische Staat hatte zu Beginn der 1970-er Jahre begonnen die Prostitution mit einer strengen Gesetzgebung in den Untergrund zu drängen. Daraufhin nahmen die Gewalttaten gegen Sexworkerinnen zu, da es an Schutzmechanismen in der Illegalität natürlich mangelte. Nach 2 Morden im Milieu besetzten 100 Aktivistinnen im Jahr1975 eine Kirche und traten in einen Streik, um auf die untragbare Situation hinzuweisen.

Der französische Staat ließ die besetzte Kirche nach 8 Tagen durch die Polizei räumen und änderte die repressive Gesetzgebung in keiner Weise. Die Aktion war jedoch der Startschuß für die sogenannte „Internationale Hurenbewegung“, die sich fortan formierte und für die Rechte der Sexarbeiterinnen politisch aktiv wurde.

In Deutschland formierten sich in den 1980-er erste größere politische Bewegungen der Szene wie Hydra und HWG, es kam zu Hurenkongressen und manigfaltigen Aktionen, um die Situation von Sexarbeitenden zu stärken und für deren Rechte einzutreten.

50 Jahre nach der Aktion in Frankreich ist die Prostitutionswelt in Europa eine andere. Entgegen anderslautenden Aussagen, ist Prostitution in 21 von 27 Staaten der EU legalisiert und lediglich in 6 Staaten explizit verboten. Das „Nordische Modell“, dass auch in Deutschland gerade sehr intensiv propagiert wird, ist also alles andere als ein europäisches Erfolgsmodell und ganz sicher nicht die Lösung für die Probleme, die in der Branche existieren.

Ein Sexkaufverbot nimmt den Sexarbeitenden nämlich den gesetzlichen Schutz und im Untergrund herrscht dann vermehrt „das Gesetz der Strasse“. Man muss die herrschende gesetzliche Reglementierung durch das ProstSchG nicht lieben, sollte aber anerkennen, dass diese mehr Vorteile als Nachteile bietet.

Darum sind die Mitglieder von Zukunft Rotlicht und die befreundeten Verbände sehr froh, dass die Einführung des „Nordische Modells“ nicht im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung verankert wurde, sondern dass man zunächst die Evaluation des ProstSchG abwartet, um daraus dann hoffentlich vernünftige Schlüsse zu ziehen.

Warum landete das Sexkaufverbot nicht im Koalitionsvertrag? Nach mir zugetragenen Informationen „entsorgte“ die Verhandlungsführung von CDU/CSU das Vorhaben bereits in der Frühphase aus dem Verhandlungspapier ohne darüber überhaupt mit der SPD zu diskutieren und ohne sich von „Experten“ beraten zu lassen. Man konzentrierte sich auf die wirklich wichtigen Themen und stellte alle möglichen „Konfliktthemen“ zurück, um eben schnell zu einem Koalitionsvertrag zu kommen. Vertagt, verschoben … unverhandelt … aber nicht endgültig vom Tisch!

Die Sexkaufgegner werden am Ball bleiben und wir tun es auch! – Es geht weiter, aber unter etwas entspannteren Vorzeichen. Bewegen bringt weiter Segen!

Es grüßt in die Runde

Ihr / Euer

Howard Chance