Dieses Jahr noch öffentlich ausgezeichnet und dann im nächsten Jahr plötzlich und überraschend arbeitslos?
Alle Jahre wieder zieht es die Erotikbranche zur Venus-Erotikmesse nach Berlin, wo sich die zeigefreudige Branche präsentiert und rauschende Feste feiert. Fester Bestandteil der Venus ist auch stets die Verleihung der „Venus Awards“, mit denen in unterschiedlichen Kategorien die Branchenbesten des Jahres ausgezeichnet werden: gewissermaßen der deutsche Erotik-Oscar, dem Akteure und Portale regelmässig entgegen fiebern.
Auch in diesem Jahr wurden die beliebten „Awards“ wieder verliehen und zwar satte 29 Trophäen für unterschiedlichste „Bestleistungen“. Die entzückene Lena Nitro wurde als beste internationale Erotik-Darstellerin gekürt, beste nationale Darstellerin wurde die beliebte Texas Patti und Melli Deluxe erhielt die Auszeichung als bestes Webcam-Girl. So weit, so gut, wenn nicht weitere diesjährige „Awards“ einen sehr merkwürdigen Beigeschmack hinterlassen hätten.
Wir alle wissen, dass ab Mitte 2017 Flatrate-Sex-Parties und AO (alles ohne Gummi) in Deutschland gesetzlich verboten sein werden, da dies im neuen Prostitutionsgesetz so festgeschrieben wurde. Dass dann die spanische Porno-Darstellerin Salma de Nora, die mehrfach im Jahr mit AO-Tourneen durch Deutschland reist, um hier mit ihren Freundinnen sehr tabulose Gangbangs zu zelebrieren, den Award als „Beste Sexpartyveranstalterin 2016″ bekommt, ist nicht nur mir etwas unangenehm aufgefallen.
Nun gibt es ja die bekennende AO-Fraktion, die Gummis generell doof findet, aber einen Gangbang mit dem hemmungslosen Austausch von Körpersäften im „AO-Style“, finden die meisten Mitbürgerinnen und Mitbürger nun einmal wenig erstrebenswert, zumal die gesundheitlichen Risiken nicht zu leugnen sind und es ja nicht immer HIV oder Syphilis sein muss, was man sich dabei fängt: auch Trichomonaden und Chlamydien sind immer gerne dabei und ich selbst kenne so manchen „Seuchenkasper“, der, gerade erst vom letzten Tripper genesen, beim nächsten AO-Event wieder mit Schwung am Start ist, um das Schicksal kollektiv mal wieder herauszufordern.
Was Pornokünstlerin Salma de Nora da macht, kollidiert nun erheblich mit dem neuen deutschen Prostitutionsgesetz und im nächsten Jahr wird es wohl keine Möglichkeit zur erfolgreichen Titelverteidigung mehr geben, zumindest dann nicht, wenn die angebotenen AO-Praktiken den Ausschlag für den Titelgewinn gaben. Die Jury scheint das Thema jedenfalls in diesem Jahr noch nicht auf dem Schirm gehabt zu haben, denn sonst wäre man vielleicht „politisch korrekter“ vorgegangen, zumal es nicht nur ein rechtliches Thema ist, sondern sich auch unzählige Mitbewerber darüber aufregen, dass „AO“ für kleines Geld die ganze Branche besudelt und die Gesundheit der Akteure zudem massiv gefährdet.
Mit BonitaDeSax wurde übrigens eine weitere Lady mit Award geehrt, die sich ebenfalls gerne ohne Gummi auf die Matten begibt und damit auch der fragwürdigen Fraktion angehört, über die viele in der Branche die Nase rümpfen. Naja, der gute Geschmack ist nicht immer entscheidend, aber ich kann schon verstehen, dass man auf die „Nestbeschmutzer“ nicht gerade steht und sich hier Marktverzerrungen ergeben haben, die das neue Gesetz eventuell „heilen“ kann: im Sinne der Volksgesundheit, im Sinne der allgemeinen Menschenrechte oder im Sinne von Moral und Restanstand? – Entscheiden Sie bitte selbst! – Glückauf!
Nachtrag vom 20.10.2016 by Howard Chance:
Mein Beitrag zur Award-Verleihung hat unglaublich polarisiert, zu sehr hohen Seitenzugriffen geführt und bei Facebook intensive Diskussionen ausgelöst. Meine Redlichkeit wurde mal wieder hinterfragt und es wurden sogar Leute öffentlich angegriffen, die meinen Beitrag einfach nur mit „Gefällt mir“ markiert haben.
Wenn ich als Publizist meine Verwunderung zum Ausdruck bringe, ist das meine persönliche
freie Meinungsäußerung, die weder diffamieren noch beleidigen soll. AO-Sex darf momentan nun mal noch angeboten werden und die Anbieter verstoßen generell noch gegen kein Gesetz. Daher sind sie bislang nicht als Verbrecher oder Bösewichte zu bezeichnen.
AO oder kein AO ist aber schon jetzt eine Frage von Ethik und Moral, die jede und jeder für sich selbst beantworten muss. Mit meiner Meinung halte ich nicht hinter dem Berg, auch wenn einige wenige laut aufschreien und auf den „Bücher-Schreiber“ kräftig schimpfen! Aber Unbeteiligte dafür zu attackieren, halte ich für völlig unangemessen!