Prostitution 2021 – Herbstprognose: 2 G wird der bundesweite Standard!
Ohne eine hohe Impfquote wird sich die Lage im Bereich der Prostitution kaum normalisieren. Es steht uns ein heißer Herbst bevor, der unsere Branche noch vor große Herausforderungen stellen wird. Normalität? – Fehlanzeige!
Wenn man, wie ich, durch die Republik reist und viel mit Kundinnen und Kunden telefoniert, erfährt man zwangsläufig viel über den gegenwärtigen “Zustand” der Prostitutionsbranche. Neben dem persönlichen Augenschein gibt es regelmäßige ausführliche Berichte in den Zoom-Konferenzen der Interessengemeinschaft Zukunft Rotlicht, die nach wie vor wöchentlich stattfinden.
Eine persönliche Situationsbeschreibung in Stichworten:
- Die Anzahl der derzeit anwesenden Dienstleisterinnen ist seit Wochen sehr gering! Gerade große Laufhäuser und Clubs können den durchaus vorhandenen Bedarf nicht decken. Kunden bleiben zwangsläufig aus, wenn in Internet-Foren von “gähnender Leere” berichtet wird. Diese Lage wird aus fast allen Regionen des Landes gemeldet, Ausnahmen bestätigen die Regel, ändern aber wenig am Gesamteindruck.
- Die Damen haben die Wahl: wegen unterschiedlichster Vorgaben der Bundesländer und unterschiedlicher Konjunktur. Man arbeitet dort, wo die Umsätze garantiert hoch sind und wo die Landesverordnungen möglichst moderaten Charakter haben. Durch Social-Media ist man als Dienstleisterin stets up to date und kann seinen Koffer jederzeit in “die richtige Region” schieben. Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage!
- Die Impfquote der Dienstleisterinnen ist noch ungenügend! In Deutschlands größtem Bundesland NRW werden für ungeimpfte und nicht genesene Kunden kostspielige PCR-Tests vorgeschrieben und auch in den Bundesländern, wo Schnelltests ausreichen, wird es teuer, wenn im Oktober die Bürgertests nicht mehr kostenlos sein werden.
- Wer sich als Dienstleisterin oder Kunde nicht impfen lassen möchte, hat es zukünftig schwer der Prostitution nachzugehen bzw. die Prostitution in legaler Form in Anspruch zu nehmen. Ich sehe gerade bei zu erwartenden steigenden Corona-Werten im nahen Herbst die hohe Wahrscheinlichkeit, dass “2G” zum Standard wird und dass man dann nur noch als Geimpfte(r) und Genesene(r) verkehren kann. Die Betreiberinnen und Betreiber sollten dies im Blick haben und generell über “2G” als allgemeines Geschäftsprinzip nachdenken.
- Das “0G”-Geschäftsprinzip hat im Bereich der “inoffiziellen” Prostitution Konjunktur! Ohne Test-, Geimpften- oder Genesennachweis und auch ohne Maske wird überall im Land gewerblich gesexelt! Der sogenannte “private Bereich” boomt und ist für die konzessionierten Betriebe, die sich an die staatlichen Regeln halten müssen, zur echten Katastrophe geworden. Eine “Corona-Emanzipation” der rechtswidrigen Art, der man kaum Einhalt gebieten kann und wo die Ordnungsbehörden oft nur mit Schulterzucken und dem stetigen Verweis auf Überlastung argumentieren. Umsetzung des ProstSchG? – Findet unter Corona mehr als unzureichend oder sogar gar nicht statt. Geschützt wird niemand!
- Das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) von 2017 sollte ja u.a. zu einer “gründlichen Marktbereinigung” führen. Man wollte dem “Graumarkt” zusetzen, illegale Betreibung unterbinden und eine ständige Reglementierung des Gewerbes gewährleisten. Durch die “zufällige Hilfe” von Corona ist der “Graumarkt” nun absoluter “Marktführer” und die Finanzbehörden gucken zudem auch noch in die Röhre, da man graue Geschäfte in der Regel nicht versteuert oder nicht versteuern kann, ohne unangenehm aufzufallen und Interesse der Behörden zu wecken.
- Die Trendumkehr? Unter Corona unwahrscheinlich! Zwar wurden die Überbrückungshilfen bis zum Jahresende verlängert und dies wird für viele Betriebe auch notwendig sein, da man momentan kaum Gewinne realisieren kann und eigentlich nur “Geld wechselt”. Kein Wunder, dass viele Betriebe über Aufgabe oder Verkauf nachdenken. Doch: wer kauft strauchelnde Betriebe mit stark eingeschränkten Zukunftsaussichten? Auch im Jahr 2022 wird die Pandemie vermutlich nicht verschwunden sein und die gegenwärtigen “grauen Zustände” können sich so vermutlich weiter manifestieren.
- Die Prostitutionsgegner(innen) frohlocken: ohne besonderes Zutun schwächelt die Betreiberbranche, die das Hauptziel der Kampagnen ist. Selbst ohne ein “Sexkaufverbot”, dass gerade im Wahlkampf wieder gerne instrumentalisiert wird, sind die Betriebe angeschossen und sehr weit von den Zeiten entfernt, wo man die Taler mit der Schubkarre aus den Häusern fuhr. Die Schubkarre wurde längst abgeschafft und die Renditen sind schon seit Jahren im freien Fall.
Man verzeihe mir an dieser Stelle die recht düstere Prognose, doch Gründe für ein Jubilieren sehe ich im Moment einfach nicht. Ich erlebe angespannte Betreiberinnen und Betreiber, die ihr Bestes geben, um den Geschäften wieder Schwung zu verleihen und dabei feststellen, dass die Rahmenbedingungen dazu einfach nicht passen. Corona war und ist verherrend für unsere Branche und wir werden viele weitere Anstrengungen darauf verwenden müssen, um wieder zu halbwegs normalen Verhältnissen zu kommen.
Ziel der “legalen Branche” muss es jetzt unbedingt sein mittel- und langfristig wieder die “Marktführerschaft” zu übernehmen und für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung einzutreten. Es kann einfach nicht sein, dass Unrecht durch Unterlassung zur Regel wird und sich Politik und Behörden nicht klar positionieren. Die “Abschaffung des Zwischenhandels” kann politisch ein Ziel sein, entspricht aber nicht den gesetzlichen Regelungen. Auch hier gilt es, nach dem Wahlkampf, klare Kante zu zeigen!
In diesem Sinne herzliche Grüße von
Howard Chance