Howard, was halten Sie von den Sexworker-Verbänden?
Im Rahmen meiner publizistischen und beratenden Arbeit, bin ich in den vergangenen Monaten mehrfach mit Mitgliedern von Sexworker-Verbänden in verschiedenen Foren, Portalen und auch im direkten Meinungsaustausch bis zum Totalschaden kollidiert. Das hat sich automatisch hochgeschaukelt, ohne das ich es wollte. Warum auch? – Aus diesen Umtrieben heraus, ist jedenfalls im Oktober eine Situation entstanden, die geeignet war, meinem Image und damit auch meiner Arbeit nachhaltig zu schaden.
Howard Chance: Clubbetreiber, Zuhälter, möglicherweise Brandstifter? – Einer, der mit bösen Rockern rummacht und sich nun auf den Weg gemacht hat, Geld von Sexworkern für seine schlauen Sprüche zu nehmen. Howard Chance: einer, der sein Buch abgeschrieben hat und Mädels bedroht, die nicht seiner Meinung sind!
Na, eine Empfehlung klingt anders und ich konnte gar nicht verstehen, aufgrund welcher Informationen ein solch wirres Bild entstehen konnte. Selbst bei Geschäftsterminen wurde ich darauf angesprochen, dass Sexwork-Aktivistinnen vor mir warnen würden und dass ich nur üble Dinge im Schilde führen würde. Oh, das tat nicht gut, aber im Internet lässt sich schnell alles verbreiten, was irgendwie interessant klingt.
Dass ich statt „Zuhälter“ eher „Abhälter“ war, können Insider jederzeit bestätigen; statt Brandstifter war ich Opfer eines Mordversuchs und bin dem gelegten Feuer in letzter Minute in Unterhose entkommen. Der Täter hat zumindest die Brandstiftung gestanden und wurde
wegen versuchtem Mord rechtkräftig verurteilt. Mein Buch habe ich natürlich selbst geschrieben und wie soll ich Damen abzocken, die ich überhaupt nicht berate? – Ich kann ja vieles ab, aber hier wurden Grenzen deutlich überschritten!
Vom Saulus zum Paulus? … Der Weg ist das Ziel?
Im konstruktiven Dialog habe ich dann Kontakt zu führenden Aktivistinnen aufgenommen, habe fachlich zum Teil hart diskutiert und inzwischen hat sich überraschenderweise der Umgang miteinander deutlich gebessert. Schon die Tatsache, dass sich ein Mann massiv in Sexworker-Themen einbringt, war vielen der Damen schon ausreichend verdächtig und da ich mitunter scharf und manchmal auch zotig formuliere, muss ich mich über Kritik nicht wundern, da ich diese ja auch gerne provoziere. Stattgegeben!
Mit Ausnahme des schon erwähnten österreichischen Portals, wo mich ein männlicher Moderator, der einigen Mädels wohl gefallen wollte, völlig unwirsch abbügelte und mit plumpen Verleumdungen meinen Foren-Ausschluß zwergenhaft verkündete, bin ich mit vielen Aktivistinnen inzwischen absolut im Reinen und unterstütze deren Anliegen ausdrücklich. Schließlich bin ich auch überhaupt keine Konkurrenz für die Verbände, da ich in Bereichen berate, für die bei den Verbänden überhaupt keine Angebote bestehen und die diese auch auch gar nicht leisten können und wollen. Ich bin kein politischer Aktivist, sondern besonnener Berater, der ganz pragmatisch an existenten Problemlösungen arbeitet.
Sowohl der BesD wie auch Dona Carmen leisten seit Jahren eine unverzichtbare wertvolle Arbeit und haben sich zum unerfreulichen Kampf gegen Windmühlen aufgestellt. Sie haben sich aktiv in Beratungsprozesse eingebracht und sind für die Sexworker in Deutschland unverzichtbare Ansprechpartner. Dies habe ich nie in Frage gestellt und ich hatte auch nie die Absicht, in diesem Bereich in beratende Konkurrenz zu treten.
Von meinem sonnigen Stuhl aus, ist es ja leicht, Kritik zu üben, da ich ja von der neuen Gesetzgebung nicht direkt betroffen bin, sondern – zugegeben – sogar wirtschaftlich davon profitiere. Dass dies nicht gefallen muss, dürfte klar sein, hat aber sicher nichts mit Abzocke zu tun! – Faire Dienstleistung, fairer Preis und ständige mentale Weiterentwicklung.
Den Aufruf von Dona Carmen e.V. zu einer Verfassungsbeschwerde, habe ich durch diverse Veröffentlichungen bereits unterstützt und werde dies auch weiter tun. Eine Teilnahme an der Konsilidierungsversammlung am 16.12.2016 in Frankfurt/Main ist fest eingeplant.
Ich suche nach wie vor das Gespräch mit allen Betroffenen, bin gerne bereit inhaltlich und moralisch zu unterstützen, liebe es konstruktiv zu streiten und würde mir wünschen, dass der Respekt, den ich den Verbänden gewähre, auch irgendwann zu mir zurückkommt. Ein sehr positives Zeichen war, dass mich inzwischen einige Kritikerinnen in Facebook sogar als „Freund“ geaddet haben und auch Beiträge von mir bei Twitter teilen. Dass eine bekannte deutsche Aktivistin bei mir neuerdings „mit im Boot“ ist, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen. Dass würde sie sicher nicht tun, wenn ich aus der Hölle käme … oder?
Das Motto von Dona Carmen „Lasst uns gemeinsam an einem Strang ziehen!“ nehme ich somit im positiven Sinn auf und schaue, was mögliche Kooperationen anbelangt, sehr positiv
in die arbeitsreiche Zukunft!